05.12.2017 – 09.12.2017
Am Abend nach unserer Ankunft mit dem Slowboat erkundeten wir den Nachtmarkt des Städtchens. Uns wurden viele handgemachte Waren angeboten und wir waren sehr überrascht, als wir herausfanden, dass Schmuck und Schlüsselanhänger aus alten Bombenteilen hergestellt werden, die während dem Geheimen Krieg über Laos abgeworfen wurden. Der Geheime Krieg war ursprünglich ein Bürgerkrieg zwischen den Kommunisten und der Regierung und wurde während dem Vietnamkrieg zu einem Stellvertreterkrieg. Von 1964 bis 1973 warf die amerikanische Luftwaffe insgesamt 260'000'000 Bomben über Laos ab. Die Provinz Xieng Khouang gilt somit als das meistbombardierteste Gebiet der Welt. Die Auswirkungen dieses Krieges werden wir im Verlauf unserer weiteren Reise durch Laos noch mehrmals zu spüren bekommen…
Nachdem wir am Mittwochmorgen ausgeschlafen hatten, planten wir am Nachmittag in einer Bäckerei unsere Weiterreise. An den leckeren Backwaren kann man die französischen Einflüsse ganz gut erkennen. Wir hatten uns im Vorfeld kaum über Laos informiert und wussten nicht, was es in diesem eher unbekannten Land alles zu sehen gibt. Nachdem wir uns gegen Vietnam entschieden haben, da es dort mit dem Visum ziemlich schwierig ist, entschlossen wir in Richtung Süden zu Reisen, einen Stopp in Vang Vieng einzulegen und danach die Hauptstadt Vientiane zu erkunden.
Wir nahmen Luang Prabang als gemütliche und etwas langsame Stadt war, diese Atmosphäre hat uns aber sehr gefallen. Wir hörten mal von jemandem von der «laotischen Langsamkeit» und können dem nur zustimmen. Niemand scheint gestresst zu sein und für alles braucht man etwas mehr Zeit. Die Menschen sind offen und da Laos noch nicht so touristisch ist, sind die Menschen den Besuchern gegenüber sehr freundlich.
Am Donnerstag hatten wir uns für eine Kajaktour angemeldet. Wir waren nur zu viert unterwegs, ein in Spanien lebender Belgier, der junge einheimische Guide und wir zwei. Zuerst fuhren wir mit Taxi und kleinem Boot zu einem wunderschönen Wasserfall, wo wir sogar baden gehen konnten. Nachdem ich meine Fotosession abgeschlossen hatte, wagte ich mich auch noch in das kalte Wasser, hielt es dort aber nicht sehr lange aus. Wir fuhren mit dem Boot zurück und sollten dann eigentlich zu Mittag essen und auf die Kajaks umsteigen. Da wir aber früh dran waren, änderten wir spontan die Pläne. Der spanische Belgier machte einen Spaziergang durch das kleine Dorf, der Guide bestellte sich in einem kleinen Restaurant eine Suppe und wir tranken mit ihm ein Bier. Das war eine schlechte Idee, denn ich musste die ganze Zeit aufs Klo und das ist ziemlich schwierig, wenn man in einem Kajak sitzt… Salvi und ich hatten ein Zweierkajak und die anderen zwei je ein eigenes. Nach kurzer Zeit hatten wir das Paddeln im Griff und konnten die unberührte Natur geniessen und unseren Guide über das laotische Leben ausquetschen. Er erzählte uns, wie er früher immer insgesamt vier Stunden seines Tages mit dem Schulweg verbrachte, dass es in dem Land Korruption gibt (anscheinend in ziemlich allen Bereichen, der Guide meinte, man könne sich aus fast allen Situationen retten, wenn man genug Geld hat) und dass er selber keinen Führerschein für den Scooter hat und trotzdem immer damit herumfährt. Die gesamte Tour war der Hammer, da wir nur eine kleine Gruppe waren, konnte der Guide super auf unsere Bedürfnisse eingehen und uns einen tollen Einblick in sein Leben geben. Das Padthai zum Zmittag war eines der Besten, die wir je hatten und das Kajakfahren hat natürlich auch Spass gemacht.
Den Freitag verbrachten wir mit Sightseeing. Wir schlenderten durch die Stadt, verbrachten Zeit am Mekong, sahen uns ein paar Tempel von aussen an und stiegen für den Sonnenuntergang auf den Hügel mitten in der Stadt. Wie zu erwarten, tummelten sich die Touris dort oben und es war ein regelrechter Kampf, einen guten Platz für ein paar Fotos zu kriegen. Einige scheuten sich auch nicht, ihre Ellbogen auszufahren…
Als es dunkel war, nahmen wir die Treppe Richtung Nachtmarkt und fanden auf dem Weg ein junges, anhängliches Kätzchen. Ich weiss, streunende Tiere soll man nicht anfassen, aber es sah gesund aus und war nicht verletzt. Es liess sich gerne von uns streicheln und wir machten gefühlte 100 Fotos, von denen man etwa fünf gebrauchen kann. Leider kamen immer wieder einheimische Jungen, einer davon packte sogar sein ganzes imaginäres Waffenarsenal aus und tat so, als erschiesse, ersteche und erschlüge er das arme Tierchen. Wir waren schockiert von seinem Verhalten, scheuchten ihn weg und mussten uns danach eingestehen, dass es eigentlich nicht sein Fehler ist. Er war etwa fünf Jahre alt und hatte zu Hause wahrscheinlich nichts anderes gelernt und wir vermuten, dass es in dem armen Land, das Laos nun mal ist, nicht zur Kultur gehört, Haustiere zu halten.
Die Busfahrt am Samstag war sehr – sagen wir mal – ereignisreich. Wir wurden als letzte von einem Minivan abgeholt und konnten vorne die beiden Sitze neben dem Fahrer haben, die sonst niemand wollte. Als ich mich in der Mitte hinsetzte, wusste ich auch wieso… Die Sitzfläche war steinhart und ich hatte keinen Platz für meine Beine. Ich stand mit dem Schienbein am Armaturenbrett an, was mit der Zeit echt weh tat. Ausserdem sass ich weiter oben als allen anderen, direkt hinter dem Rückspiegel, konnte also nicht einmal richtig auf die Strasse sehen.
Beim ersten Stopp nach etwa einer Stunde wurden wir gefragt, ob wir mit einer jungen Frau in unserem Alter Plätze tauschen können, da ihr im hinteren Teil des Minivans schlecht geworden war. Ich war überglücklich, dass ich meinen Platz loswurde und es machte mir nichts aus, dass ich mir mit ihrem Freund einen eineinhalb-Sitz breiten Platz ganz hinten teilen musste.
So ging es weiter bis wir plötzlich hinter einer langen Schlange anhielten und unser Fahrer ausstieg. Ich kannte das schon von Südafrika und stellte mich innerlich auf eine lange Wartezeit ein. Nach fünf Minuten kam eine Gruppe Backpacker zu unserem Bus und meinte, wir müssen jetzt aussteigen. Natürlich haben wir nichts Besseres zu tun, als mitten in der Pampa unseren Minibus abzugeben…
Aller Protest half nichts – wir stiegen aus, schulterten unsere Backpacks und uns wurde gesagt, dass wir nach fünf Minuten einen anderen Minibus finden werden. Wir liefen los, vorbei an einer langen Schlange Lastwagen, Busse und anderen Fahrzeugen. Die Strasse war matschig, es hatte die letzten 15 Stunden ununterbrochen geregnet und wir sahen wegen des Nebels kaum zehn Meter weit. Plötzlich tauchte vor uns ein Reisecar mit Schneeketten! auf, der eine steile Haarnadelkurve runterfuhr. Er war die ganze Zeit am Bremsen, fuhr extrem langsam, und rutschte trotzdem die ganze Zeit auf der Strasse herum.
Wir waren plötzlich froh, dass wir laufen mussten und nicht mehr in einem Bus sassen, auch wenn das Laufen auch nicht ganz einfach war auf der rutschigen, matschigen Strasse. Nach fünf Minuten sahen wir dann tatsächlich den anderen Minivan und ich benahm mich typisch Deutsch und reservierte gleich die zwei besten Plätze im Bus und gab erst dann meinen Backpack ab. Für die Vollgematschten Schuhe wurden irgendwo Plastiktüten aufgetrieben, so dass wir nicht den ganzen Bus vollsauten.
Die ganze Tauschaktion dauerte nur etwa 15 Minuten und meiner Meinung nach, sind die Laoten erfinderischer und lösungsorientierter sind als die Südafrikaner… Nach weiteren zwei Stunden Fahrt, kamen wir heil in Vang Vieng an.
Weihnachtliche Grüsse vom Strand
Sabine
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