16.12.2017 – 19.12.2017
Bevor ich von Bangkok erzählen kann, muss ich nochmals kurz zurück nach Vientiane und dort etwas ausholen. Denn der einstündige Flug von Laos nach Thailand war – sagen wir mal – ereignisreich. Kurz bevor es losging, kamen plötzlich ein paar Polizisten in das volle Flugzeug. Sie gingen zu einem etwa dreissig jährigen Mann, der uns schon vorher aufgefallen war, weil er total betrunken war (um 14:00 Uhr!). Nach einer überraschend kurzen Diskussion stand der Mann auf und stieg aus. Seine Freundin lief ihm hinterher und sah überhaupt nicht happy aus. Zu unserer Überraschung stiegen keine fünf Minuten später zwei neue Passagiere ein, welche sich auf die freigewordenen Plätze setzten. Aufgrund des Vorfalls kamen wir mit einem schweizerischen Paar in der Reihe vor uns ins Gespräch. Sie hatten den Mann im Flughafen beobachtet wie er zwei Flaschen Wein getrunken hatte und sich unmöglich benommen hatte.
Als wir schliesslich in Bangkok landeten beschlossen wir, uns mit dem Paar aus der Schweiz ein Taxi in die Stadt zu teilen, da unsere Hotels im gleichen Stadtteil lagen. Nachdem wir etwa eine halbe Stunde für ein Taxi angestanden waren und dem Fahrer klargemacht hatten, dass er an zwei verschiedene Orte fahren muss, quetschten wir uns in das Taxi: ein Fahrer plus vier Passagiere mit jeweils einem grossen Backpack und einem kleineren Rucksack… Und der Kofferraum war schon halbvoll mit irgendwelchen Sachen des Fahrers. Es wurde eine kuschelige und sehr lange Fahrt. Aber wir unterhielten uns prächtig, entdeckten Parallelen aber auch Unterschiede in unseren Beziehungen und Persönlichkeiten und unterhielten uns über Gott und die Welt. Wegen des Stossverkehrs brauchten wir zweieinhalb Stunden bis zu unseren Hotels. Laut Google Maps dauert die Fahrt normalerweise 30 Minuten und wir waren froh, dass wir einen Fixpreis vereinbart hatten, obwohl bei Taxifahrten generell davon abgeraten wird.
Als wir endlich müde, hungrig und überrascht angekommen waren, standen wir in einem komplett anderen Bangkok als beim ersten Mal. Wir hatten uns bewusst ein anderes Viertel ausgesucht, da wir die Altstadt schon kannten und waren deshalb nun in «Silom». Dort reihen sich Wolkenkratzer an Wolkenkratzer, es gibt Skytrains, Metros, es sieht alles viel moderner aus und es ist nicht mehr an jeder Ecke ein Tempel zu finden. Wir befanden uns im Business- und Finanzdistrikt und fühlten uns im ersten Moment irgendwie schon viel wohler, können uns aber selber nicht erklären warum. Vielleicht weil wir unsere Erwartungen runtergeschraubt haben und uns die Temperaturen schon gewöhnt waren.
Zur Abwechslung schliefen wir wieder mal in einem Dorm. Meisten nehmen wir uns ein Doppelzimmer, da es preislich kaum einen Unterschied macht und nun mal bequemer ist. In unserem Dorm hatte es Platz für acht Leute, aber während unseres Aufenthalts waren nie alle Betten besetzt. Das Besondere am Ganzen war, dass der Dorm aus vier Doppelbetten bestand, die mit Wänden und Vorhängen voneinander abgetrennt waren. Wir fanden das Konzept super.
Am Sonntag fuhren wir mit dem Skytrain in die grösste Mall Bangkoks, die gleichzeitig die zehntgrösste Mall der Welt ist. Der Komplex ist riesig, achtstöckig und in verschiedene Teile unterteilt. Wir verliefen uns nicht nur einmal und waren mit der Grösse etwas überfordert. Unserer Meinung nach haben die Thailänder aber definitiv übertrieben, denn wir fanden mehrere Läden, die einfach leer standen. Man muss aber sagen, dass alleine die Architektur des Gebäudes schon ein Besuch wert war.
Am Montag hatten wir Glück, dass Salvi eine funktionierende innere Uhr hat. Wir hatten unsere Wecker nicht gehört oder unbewusst abgestellt und als Salvi mich weckte hatten wir noch genau zehn Minuten Zeit bis wird abgeholt werden sollten. Wir hatten uns für eine Tour angemeldet und hätten uns ziemlich geärgert, da wir im Voraus dafür gezahlt hatten. Wir waren sofort hellwach und versuchten uns im dunklen Dorm möglichst leise, schnell und ohne Licht anzuziehen. Unsere Sachen hatte wir zum Glück schon am Abend vorher gepackt. Rückblickend hätten wir uns auch mehr Zeit lassen können, der Minibus war nämlich statt um viertel nach sechs erst um halb sieben da… Wir sammelten noch andere Touristen auf und fuhren dann zum Train Market ausserhalb von Bangkok. Der Train Market ist ein Markt, der sich direkt auf einer Eisenbahnlinie befindet. Alle Stunde fährt ein Zug durch und die Vordächer der Läden werden zusammengeklappt und die Menschen, die sonst auf den Gleisen laufen, müssen auf die Seite stehen. Der Zug streift links und rechts fast an den Ständen. Und die Früchte, die einen Zentimeter vom Gleis entfernt am Boden ausgebreitet sind, wurden im wahrsten Sinne des Wortes überfahren. Der Zug fuhr natürlich ganz langsam und überall drückten sich Touristen an die Wände oder standen in den Läden. Als wir dem Zug fertig hinterhergeschaut hatten und uns wieder umdrehen, war der Markt schon wieder umgebaut und der Alltag ging weiter.
Danach stiegen wir wieder in den Bus und fuhren zum nächsten aussergewöhnlichen Markt, dem Floating Market. Dieser Markt war grösser als der Train Market und statt Strassen oder Gassen gab es Kanäle zwischen den Ständen, die jedoch an Land waren. Dazwischen fuhren hunderte verschiedene Boote herum aber man kann auch zu Fuss durch den Markt laufen. Wir verbrachten etwa zwei Stunden auf diesem Markt und hatten die Zeit zur freien Verfügung. Wir schlenderten zwischen den Ständen durch, schauten dem regen Treiben auf den Kanälen zu und assen ein kleines Mittagessen. Leider merkte man sehr stark, dass der Markt auf Touristen ausgelegt ist, genauso wie der Train Market. Im Anschluss bzw. als Abschluss gab es eine kurze Speedboatfahrt, nach der wir wieder zurück ins Zentrum von Bangkok gefahren wurden.
Wir besorgten uns an der Khao San Road in einer Agency ein Kombi-Ticket für die Weiterreise auf unsere erste Insel. Da es im Zentrum Bangkoks keine Metro gibt, fragten wir einen Tuk Tuk Fahrer, wie viel er für die acht Kilometer lange Fahrt zurück zu unserem Hostel quer durch Bangkok verlangt. Er wollte von uns 1'000 Bath (30 CHF) was wir natürlich nicht bereit waren zu zahlen. Dann schlug er uns einen Deal vor: Mit einem Stopp unterwegs fährt er uns zum halben Preis. Wir wussten über diese Masche allerdings Bescheid: Tuk Tuk Fahrer bringen die Touristen zu Schneidereien, die dann teure Massanzüge und andere Kleidungsstücke verkaufen wollen. In den allermeisten Fällen ist die Qualität von den verwendeten Stoffen lausig und nicht das, was man sich ausgesucht hat. Sofort als wir seinen Vorschlag hörte, gingen wir weiter. Wir fragten einen weiteren Tuk Tuk Fahrer, ob er uns für 300 Bath (10 CHF) fährt und hatten Erfolg. Bevor wir einstiegen vergewisserten wir uns «no stop?» und er antwortete lachend «no stop, no shop». Schlussendlich sassen wir über eine halbe Stunde in dem Tuk Tuk und liessen uns quer durch die Stadt chauffieren.
An unserem letzten Abend in Bangkok trafen wir uns mit dem schweizerischen Paar vom Flug zum Essen. Wir hatten mit der Restaurant-Auswahl irgendwie nicht so Glück. Das erste war geschlossen, das zweite fanden wir nicht und so landeten wir schliesslich in einem Restaurant in einem Einkaufszentrum. Aber das Essen war gut und die Gespräche sowieso und so wurden wir fast rausgeschmissen, als um 22 Uhr das Einkaufszentrum schloss.
Am Tag unserer Abreise waren wir nicht mehr wirklich produktiv, sondern warteten eher darauf, dass wir uns abends auf den Weg zum Hauptbahnhof machen konnten um dort in den Nachtzug in den Süden zu steigen.
Und wie fanden wir Bangkok jetzt beim zweiten Mal? Wir können diese Frage nicht mit gut oder schlecht beantworten. Die Stadt ist sicherlich interessant und vielseitig und es gibt auch für uns noch viel zu entdecken, aber sie hat uns nicht umgehauen. Bangkok ist für einen Zwischenstopp auf einer Asien-Reise aufgrund ihrer Lage gut geeignet und wenn ich noch nie da gewesen wäre, würde ich auf jeden Fall ein paar Tage in dieser lebendigen Stadt verbringen, um mir selber ein Bild davon zu machen. Salvi mochte Bangkok, mir persönlich hat es leider nicht besonders gefallen.
Liebe Grüsse
Sabine
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