27.12.2017 – 04.01.2018
Trotz der Horrorüberfahrt vom Festland nach Koh Tao entschieden wir uns wieder für den gleichen Fähr-Anbieter. Dieses Mal waren wir aber mit Seekrankheitstabletten ausgestattet und die Überfahrt dauert nur etwa halb so lange. Wir stiegen gegen zehn Uhr morgens auf den Highspeed Katamaran und suchten uns gute Plätze. Wir hatten uns innerlich wieder auf eine schlimme Fahrt eingestellt, waren aber überrascht, wie angenehm es dieses Mal war. Es hatte kaum Wellen und so hätten wir uns die Tabletten locker sparen können.
Auf Koh Phangan kamen wir im Hafen von Thong Sala an. Dort wurden wir direkt von Scooter-Taxis angesprochen. Wir bevorzugen richtige Taxis, vor allem mit all unserem Gepäck, also ignorierten wir die Angebote und liefen weiter. Am Ende des Piers fanden wir einen ganzen Parkplatz voll mit Sammeltaxis. Schnell wurden wir in eines davon gesetzt und schon ging es mit einigen weiteren Reisenden los. Nach knapp zehn Minuten kamen wir bei unserer Unterkunft an. Dort merkten wir schnell, dass die Besitzerin Schweizerin ist – ihr Englisch hatte sie verraten. Sie lebt seit dreissig Jahren auf Koh Phangan und zeigte uns unseren kleinen Bungalow mit einem eigenen Bad. Es war ein richtig thailändisches Bad. Wie an vielen Orten darf man das Toilettenpapier nicht ins WC werfen, weil es sonst verstopfen kann. Ausserdem gab es keine Klospülung. Dafür gab es einen Schlauch um sich – nachdem man sein Geschäft verrichtet hat – zu waschen und einen Eimer mit Wasser und einem Schöpfer um zu spülen. Es gab Klopapier, aber das ist nur gedacht um sich abzutrocknen, damit die Hose nicht nass wird. Die Dusche hatte nur «Kalt»-Wasser (ca. 20-25 Grad, gleichwarm wie die Luft) und es kam einfach ein Schlauch mit Duschkopf aus der Wand. Eine extra Duschkabine gibt es nicht, man duscht einfach im ganzen Badezimmer. Zu Beginn war das etwas merkwürdig, aber man gewöhnt sich schnell daran. Das Einzige, an das wir uns nicht gewöhnen konnten, war die riesige Spinne namens Wladimir, die ab dem zweiten Tag immer mit uns aufs Klo oder mit unter die Dusche wollte… Am fünften Tag musste sich Wladimir ein neues Zuhause suchen, denn Salvi verscheuchte ihn mit dem "Reinigungs-Schlauch".
Das Highlight an unserem ersten Tag auf Koh Phangan war das Fresspäckli von Salvis Familie, dass schon in der Unterkunft auf uns wartete. Danke nochmal dafür! Es waren zwei riesige Kinder-Überraschungseier, Christstollen, Weihnachtsguetzli und Schoggi drin. Wir mussten uns ziemlich zusammenreissen, dass wir nicht gleich alles auf einmal aufassen.
Leider regnete es den ganzen Tag, sodass wir keine Lust hatten etwas zu unternehmen und nur ein bisschen das Areal der Unterkunft mit dem tollen Privatstrand erkundeten. Essen gab es im Hotel-eigenen Restaurant, wo die Töchter, die halb thailändisch, halb schweizerisch und ungefähr in unserem Alter waren, kellnerten. Die Karte war eine Mischung aus lokalen und europäischen Gerichten.
Am Donnerstag nahmen wir direkt nach dem Aufstehen ein Bad im Meer. Es war super um aufzuwachen und im ersten Moment herrlich erfrischend. Am Nachmittag mieteten wir uns einen Roller, da wir unser Weiterreise-Ticket in Thong Sala buchen mussten. Zuerst hofften wir noch darauf, vom Regen verschont zu werden, aber nach fünf Minuten Fahrt fing es wieder an. Ich hatte meine Regenhose und -Jacke angezogen und blieb so einigermassen trocken. Salvi trug Badehosen und eine Regenjacke, die nicht komplett dicht war… Da es warmer Regen war, war alles nur halb so schlimm und nach kurzer Zeit hatten wir richtig Spass am Regen. Nach den Pflicht-Erledigungen fuhren wir kreuz und quer über die Insel und wollten eigentlich einen Tauchausflug buchen, aufgrund des schlechten Wetters und der schlechten Bedingungen unter Wasser, fuhren aber keine Boote raus…
Am 29. verbrachten wir viel Zeit mit Arbeiten. Auf Reisen heisst das: Flüge, Züge oder Busse vergleichen und buchen, Unterkünfte aussuchen und reservieren, Blogbeiträge schreiben und hochladen, recherchieren was für Aktivtäten es in der Umgebung gibt und diese dann planen, aber auch Buchhaltung machen. Schliesslich haben wir ein Budget, an das wir uns halten sollten. Als sich kurz die Sonne zeigte, machten wir eine Pause ein und legten uns ein bisschen an den Strand. Wir waren froh um jeden Sonnenstrahl, da das schlechte Wetter merklich unsere Stimmung trübte und wir uns in unserem Bungalow, wo sich alles feucht anfühlte, gefangen fühlten.
Am Samstag wurde das Wetter langsam besser. Wir begaben uns wieder auf Entdeckungstour mit dem Roller und fuhren dieses mal in den Südosten, an den Haad Rin, den berühmtesten Strand Koh Phangans, wo einmal monatlich die Fullmoonparty stattfindet. Die Strasse dorthin ist abenteuerlich, es ist sehr kurvig und geht steil hoch und runter. So steil, dass unser Roller irgendwann nicht mehr hochkam, weil wir zu wenig «Anlauf» genommen hatten… Salvi musste den Hügel hochlaufen, während ich mit dem Roller gemütlich hochfahren durfte :D Wir wollten uns den Strand am Tag vor der Zerstörung a.k.a. Fullmoonparty anschauen. Es ist ein schöner weisser Sandstrand in einer tollen Bucht mit türkisblauem Wasser. Die Region um den Strand wir vom Partyvolk in Beschlag genommen, viele junge Leute kommen extra für die Fullmoonparty hierhin. Wir setzten uns in ein Restaurant direkt am Strand, assen etwas und beobachteten das Treiben am Strand. Die Einheimischen waren mit einem Pickup ans Wasser gefahren und schafften es nicht mehr im weichen Sand zurück auf die Strasse zu kommen. Etwa sieben Thailänder fuhren, schoben, hüpften auf der Ladefläche und schafften es trotzdem nicht. In der Zwischenzeit hatten sich viele Touristen versammelt um dem Spektakel zuzuschauen. Das Ganze dauerte fast eine viertel Stunde und es brauchte etwa vier Fahrerwechsel bis das Auto endlich wieder auf der Strasse stand.
Am Nachmittag fuhren wir wieder auf der Insel herum. Per Zufall kamen wir auf ein kleines Strässchen, wo wahrscheinlich sonst nicht viele Touristen vorbeikommen. Die Strasse war nicht im besten Zustand und es gab neben der Strasse nicht viel zu sehen, ausser einer Menge Wald. Plötzlich fuhren wir an einer Mauer vorbei. Durch die Einfahrt konnten wir sehen, dass wir die Müllhalde der Insel gefunden hatten. Es war ein ziemlich grosses Areal, in dem der Abfall achtlos abgeladen wird. Es hatte riesige Haufen und kein System. Es sah aus, als würde der neue Müll einfach oben drauf gestapelt. Was später damit passiert, wissen wir nicht, aber er wird wohl kaum zum Festland verschifft und recycelt werden kann dieses Chaos auch schlecht…
Am letzten Tag des alten Jahres starteten wir den Tag gemütlich. Wir schliefen aus, um am Abend fit zu sein. Denn nach dem Abendessen stiegen wir gegen halb neun ins Sammeltaxi, welches uns zum Haad Rin bringen sollte. Schon die Taxifahrt war unterhaltsam. Wir sassen mit vier Briten, zwei Südafrikanern und zwei Thailändern auf den Querbänken auf der Ladefläche des Isuzus. Der eine Thailänder zeigte seine feminine Seite, er war geschminkt, hatte gemachte Nägel und trug ein Netztop. Ausserdem hatte er seinen «Bucket» (in Thailand wird oft direkt aus kleinen Plastikeimern getrunken) und einige Zutaten für seinen ersten Drink dabei. Eine dreiviertel Stunde später und mit vier weiteren Mitfahrern (zwei vorne beim Fahrer und zwei weitere hinten) kamen wir an. Wir holten uns im 7 Eleven etwas zu trinken, zahlten den Eintritt von 100 Bath pro Person (3 CHF) und stürzten uns ins Gewühl. Der Strand sah definitiv anders aus als am Vortag. Offensichtlich war es dunkel, von überall hörte man laute Musik, es waren unzählige Beachbars aufgebaut worden und natürlich war der Strand bevölkert von vielen Partygängern. Wir hatten aber noch mehr erwartet und waren überrascht, wie viel Platz noch war. Wir schlenderten einmal den ganzen Strand entlang und sahen sehr viele leicht bekleidete Frauen, mit Leuchtfarben bemalte Arme, Beine oder Gesichter und schon jetzt Sturzbetrunkene. Ausserdem wurde an verschieden Orten Feuer-Seilspringen oder -Limbo angeboten. Viele hatten sich schon Mut angetrunken und versuchten ihr Glück. Die allermeisten werden wohl mit einer kleineren Verbrennung davon gekommen sein… Wir hielten uns von den «Buckets» fern, da diese völlig überteuert sind, der Alkohol oft verdünnt wird und einem leicht irgendwelche Tropfen ins Getränkt gemischt werden konnten und tranken lieber aus original-verschlossenen Flaschen. Später liessen auch wir uns mit Leuchtfarben bemalen, irgendwie gehörte das dazu. Kurz vor 12 Uhr war der Strand rappel voll, schliesslich wollte niemand den Countdown verpassen. Es war ein spezielles Erlebnis mit ungefähr 30'000 anderen Menschen Silvester zu feiern und natürlich gab es um Punkt 12 Uhr ein kleines Feuerwerk. Wobei es sich da natürlich um die Ortszeit handelte, in der Schweiz war zu diesem Zeitpunkt erst 18 Uhr, was schon eine merkwürdige Vorstellung war. Die Party ging noch die ganze Nacht weiter, wir machten uns aber gegen zwei Uhr auf den Heimweg.
Uns hat dieses einmalige Erlebnis gereicht und wir werden wohl kaum ein zweites Mal dorthin gehen und bestimmt werden wir nicht extra für diese Riesen-Party am Strand dorthin reisen. Es war ganz lustig, sich das mal anzusehen, aber wir waren eher die passiven Beobachter und nicht die aktiven Nachtschwärmer. Anders als in vielen Erfahrungsberichten sahen wir nichts von Diebstählen, «Überfällen» oder Alkoholleichen. Wir sahen natürlich Betrunkene – einer versuchte sogar schwimmen zu gehen, wurde aber von Strandwächtern sofort zurückgepfiffen – und viele Männer, die das Meer als Toilette benutzten. Vor allem aber sahen wir sehr viele Menschen verschiedenen Alters, die gemeinsam feierten und einfach nur Spass hatten. Wir hatten uns an die gängigsten Tipps gehalten: Sneakers anzuziehen war auf jeden Fall die richtige Entscheidung und ausser einem Handy und Bargeld hatten wir keine Wertsachen dabei, zusätzlich achteten darauf, original-verschlossene Flaschen zu kaufen.
Am ersten Tag im Jahr 2018 waren wir faul, genossen es, einfach am Strand zu liegen und nichts zu machen. Dafür wurde der zweite Tag umso aktiver. Wir fuhren mit dem Roller zu den Wasserfällen im Innern der Insel. Dort machten wir eine kleine Wanderung zu einem Aussichtspunkt und auf dem Rückweg nahmen wir noch ein Bad unter einem Wasserfall. Endlich konnten wir wieder mal in Süsswasser baden, dafür war das Wasser aber spürbar kühler als im Meer. Abends assen wir das erste Mal auf Koh Phangan «auswärts». Wir assen einen leckeren Burger in einem Restaurant in Thong Sala und schlenderten anschliessend noch über den Streetfood-Markt auf der Suche nach einem Dessert.
Am Mittwoch erlebten wir einen der coolsten Tag unserer bisherigen Reise. Da sich das Wetter beruhigt hatte, konnten wir Tauchen gehen. Wir wurden um viertel nach sieben in unserer Unterkunft abgeholt und stiegen um acht Uhr auf das Tauchschiff. Dieses Tauchschiff war ein ganzes Stück kleiner, als das auf Koh Tao. Ausserdem konnten wir im Hafen einsteigen und brauchten keinen Shuttle vom Strand zum Schiff. Wir wurden sehr herzlich begrüsst, bekamen direkt ein Frühstück und hatten eine sehr entspannte einstündige Fahrt zum Tauchspot «Sail Rock». Der «Sail Rock» ist ein Fels, der in der Mitte zwischen Koh Tao und Koh Phangan aus dem Wasser ragt. Man kann dort nicht an Land gehen, aber es gibt dort eine grossartige Unterwasser-Artenvielfalt. Nach einem kurzen Briefing durften wir unser (perfekt vorbereitetes) Equipment anziehen – was für ein Service! Danach gingen wir mit unserem Guide Wendy als erste Gruppe ins Wasser. Wir tauchten ab und die Sicht war sichtlich besser als noch vor einer Woche auf Koh Tao. Wir tauchten der Felswand entlang und auf die andere Seite des «Sail Rocks». Dort sahen wir soo viele Fische auf einmal, wie wir niemals zuvor gesehen haben! Zuerst schwamm der Schwarm von Makrelen neben uns, aber kurz darauf waren die Fische, vor uns, hinter uns, neben uns, über und unter uns! Wir sahen nicht einmal das Ende des Schwarms, es waren einfach soo viele! Wendy führte ein Freudentänzchen unter Wasser auf, da sie selber schon seit längerem nicht mehr so viele Fische bei einem Tauchgang gesehen hatte. Kurze Zeit später sahen wir noch einen grossen Schwarm Barracudas vorbeischwimmen. Natürlich sahen wir noch viele andere Meeresbewohner, aber ich will dich nicht langweilen 😉. Auf dem Rückweg tauchten wir durch einen Kamin im Felsen etwa fünf Meter nach oben. Bisher waren wir nur im freien Wasser getaucht und es war ein spezielles aber cooles Gefühl, überall Felsen um einen zu haben.
Zurück an Bord machten wir eine Pause und bekamen ein super leckeres Curry Massaman. Salvi ass nur wenige Bisse, da er Angst hatte, trotz der Tabletten, Seekrank zu werden. Während dem Essen erklärte uns Wendy mehr über den Tauchplatz, wo wir getaucht waren, welche Fische wir gesehen hatten und dass wir echt Glück gehabt hatten. Zu Beginn unseres Tauchgangs war die Strömung nämlich so schwach, dass wir um den Felsen herum tauchen konnten, was gemäss ihrer Aussage schon länger nicht mehr geklappt hatte. Dadurch konnten wir die fischreichere Seite entdecken. Gegen Ende des Tauchgangs hatten wir selbst gespürt, dass die Strömung stärker geworden war.
Der zweite Tauchgang war etwas unspektakulärer als der erste, aber der Tauchspot war natürlich immer noch sehenswert. Wir tauchten der Felswand entlang und sahen wieder einige coole Fische und viele Korallen die am Felsen wachsen. Während diesem Tauchgang filmte Salvi den Tauchgang mit der GoPro (den ersten hatte ich gefilmt), allerdings hatte er die Kamera auf dem Kopf angeschaltet, so dass er alles kopfüber filmte :D
Als wir wieder aufgetaucht waren und zurück zu unserem Boot schwammen, erfuhren wir von einem anderen Boot, dass einige Taucher «verloren» gegangen waren. Durch die Strömung, die immer mehr zunahm, waren sie aufs offenen Meer abgetrieben worden. Die Strömung darf man nie unterschätzen, mit dem Tauchequipment hat man zwar Auftrieb, aber auch viel Widerstand und es ist sehr anstrengen gegen die Strömung anzukämpfen. Eines der Tauchboote ging die etwa 300 Meter entfernten Taucher abholen. Auf der Rückfahrt liessen wir uns von Wendy noch Tipps für gute Tauchspots in Indonesien geben und bedankten uns bei ihr für diesen super Tauchgang. In unsere Logbücher schrieben wir, dass dies die besten Tauchgänge «ever» waren.
Unseren letzten Tag in Thailand verbrachten wir mit Packen, bisschen Arbeiten, Essen und Faulenzen. Um 16 Uhr begaben wir uns dann auf eine lange Reise, worüber du im nächsten Blog mehr erfahren wirst. Leider mussten wir Koh Phangan ohne mein Päckli verlassen, wir haben nichts mehr davon gehört und konnten es nicht zurückverfolgen, sodass wir es als verloren ansehen mussten. Sehr schade aber leider nicht zu ändern…
Liebe Grüsse
Sabine
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