09.01.2018 – 17.01.2018
Am Morgen des 9. Januars stiegen wir in Penang in ein Flugzeug von Air Asia, das uns nach Sumatra, Indonesien brachte. Aufgrund der Zeitverschiebung von einer Stunde zwischen Malaysia und Sumatra und der kurzen Dauer des Fluges, flogen wir in der Zeit zurück. Wir landeten in Medan also früher als wir in Penang abgeflogen waren 😉. In Medan am Flughafen gab es dann erstmal was zu essen, bevor wir uns um den Transfer in das knapp 200km entfernte Parapat kümmerten. Wir fanden ein Sammeltaxi, dass wir uns mit zwei Frauen teilten, die wir später irgendwo auf dem Weg abluden. Die eine Frau war schon etwas älter und als sie unterwegs einfach das Fenster runterliess und ihre PET-Flasche rauswarf, schaute ich Salvi entsetzt an. Ich hasse es überall in der Natur den Abfall rumliegen zu sehen und habe erst seit ich unterwegs bin verstanden, was gemeint ist, wenn jemand von der ach so sauberen Schweiz spricht. Ich hätte der alten Frau fast etwas gesagt, aber das wäre wohl ziemlich respektlos gewesen, wenn ich als Tourist einer Einheimischen Vorschriften machen will…
Die Fahrt war halsbrecherisch und zum Glück war ich so früh eingeschlafen, dass ich das erst nach dem Aufwachen merkte, sonst hätte ich wohl kaum so gut geschlafen. Unser Taxifahrer schien es eilig zu haben und überholte auf der kurvigen Landstrasse durch den Wald alles und jeden, der vor ihm auftauchte. Uns war zwar schon vorher aufgefallen, dass in Südostasien Hupen nicht für den Notfall gemacht sind, sondern hauptsächlich als Kommunikationsmittel, aber niemand hatte bisher so viel gehupt wie er. Wenn er jemanden überholen wollte, hupte er damit dieses Fahrzeug gewarnt ist, dass jemand überholen will aber auch für die Gegenfahrbahn, falls jemand entgegenkommt. Man muss zugeben, dass es irgendwie ganz gut funktioniert so. Er brach zwar manchmal ein Überholmanöver ab, aber er versuchte nur zu überholen, wenn er wenigstens ein bisschen was sah und eine wirklich brenzlige Situation gab es nie.
Wir kamen nach etwas mehr als dreieinhalb Stunden in Parapat an und ich sah zum ersten Mal den Lake Toba. Vor 75'000 Jahren war dort der Supervulkan Toba ausgebrochen, der das Klima weltweit beeinfluss hat und den Lake Toba geschaffen hat. Wir haben uns mit Hilfe von Dokus auf Youtube gebildet 😉. Der See war riesig und viel blauer als das Meer. In Parapat wurden wir am «Hafen» ausgeladen. Es war eigentlich nur ein Pier wo vier Boote lagen. Eines davon machte unaufhörlichen Lärm und die Sirene änderte ständig die Melodie und den Rhythmus, sodass man den Lärm nicht ignorieren konnte. Salvi konnte sich an diese Sirene erinnern und auch um die Umgebung und erklärte mir dann, dass die Sirene die Leute informiert, dass das Boot in zehn Minuten ablegt. Wir waren nämlich auf Verwandtenbesuch, da seine Mutter von dort kommt. Salvi war zuvor im Jahr 2008 das letzte Mal dort gewesen, damals war er noch ein kleiner Junge gewesen. Er versuchte sich in der lokalen Sprache zu verständigen und fand heraus, welches unser Schiff war. Wir stiegen ein und etwa fünf Minuten später ging es los. Wir fuhren quer über den Lake Toba zur Insel Samosir. Auf dieser Insel liegt die Halbinsel namens Tuk Tuk und dort in der Nähe liegt Tuk Tuk Timbul. Das ist ein Hotel, dass Freunden der Familie gehört und wo wir übernachten würden. Das Boot fuhr dem Ufer entlang und hielt erst bei all den anderen Hotels an. Unseres war das letzte. Auch wenn es ein paar Hotels gibt, ist es sehr untouristisch und kein gewöhnlicher Ort um Ferien zu machen. Als wir ankamen, wurden wir von einem Mann am Steg abgeholt. Salvi kannte den Weg zur Rezeption natürlich noch und wir wurden sofort von der Besitzerin Nanda (eine ausgewanderte Holländerin) herzlich empfangen. Erst da verstand der Mann, der Nandas Mann war, dass es Salvi war, der dort angekommen war. Ihm standen die Überraschung und die Freude ins Gesicht geschrieben, wir hatten uns nämlich nicht angekündigt, sondern das Hotel ganz normal über booking.com gebucht. Nach dem herzlichen Wiedersehen brachte er uns zu unserem Bungalow. Wir bekamen das neuste und modernste und vermutlich auch eins der grösseren – da profitierten wir wohl vom Familienbonus.
Bevor ich anfange von einzelnen Familienmitgliedern spreche, muss ich zuerst im Allgemeinen etwas über das Volk auf Samosir sagen. Das Volk heisst Batak und die Sprache die sie sprechen heisst ebenfalls Batak. Es ist eine geschriebene und gesprochene Sprache und scheinbar sehr einfach zu lernen. Mit Bahasa Indonesia, der offiziellen Sprache Indonesiens hat Batak aber wenig gemeinsam. Bei den Batak gibt es verschiedene Clans, die bestimmt Namen haben wie zum Beispiel Sigiro, Siallagan, Sinaga oder Silalahi. Salvis Mutter ist eine Sigiro und war die jüngste von sieben Geschwistern. Sein Vater musste wegen der Hochzeit von einem anderen Clan adoptiert werden und ist dadurch zu einem Siallagan geworden. Der Familienname wird vom Vater weitergegeben, deshalb ist Salvi auch ein Siallagan. Durch die vielen Hochzeiten zwischen den verschiedenen Clans ist man irgendwie fast mit dem ganzen Dorf verwandt. Salvi ist sogar teilweise Onkel von Leuten, die älter sind als er. Für Aussenstehende – wie mich – ist es ziemlich schwer durchzublicken und zu verstehen wer mit wem wie verwandt ist. Aber manchmal versteht Salvi selber nicht alles. Aber er weiss auf jeden Fall, dass Familie das Allerwichtigste ist.
Wir besuchten an unserem ersten Abend «Inangtua» was so viel heisst wie «älteste Schwester» und eine weitere Bekannte namens Nurmin, die auch irgendwie mit Salvi verwandt ist. Später fanden wir heraus, dass sie Salvis Cousine ist. Nurmin ist mit Christian, einem Österreicher, verheiratet und kann deshalb Deutsch sprechen, sodass wir uns mit ihr gut unterhalten konnten. Mit Inangtua war es etwas schwieriger, da sie nur Batak spricht und Salvi kaum etwas davon verstand, von mir ganz zu schweigen. Nurmin spielte Dolmetscher und so ging es einigermassen. Wir sassen gemeinsam am Boden vor dem Haus und unterhielten uns mit den beiden Frauen. Wir redeten hauptsächlich über Salvis Familie in der Schweiz, wie gross er geworden war, wer ich bin und wo wir auf unsere Reise schon überall gewesen sind.
An nächsten Morgen nahmen wir ein erfrischendes Bad im Lake Toba, der kälter ist als das Meer aber dafür mit Süsswasser. Danach fuhren wir mit dem Roller nach Ambarita, wo ein Teil von Salvis Familie väterlicherseits ist. Wir sagten den Siallagans Hallo und es schien, als würden sie nach und nach überall noch mehr Verwandte auftreiben, die Hallo sagen wollten. Seine Cousine, die etwa im Alter unserer Eltern ist, hat in einer alten Garage eine kleine Küche, wo sie uns Tesmanis (Zuckertee) und Mie Gomak (Nudelsuppe) machte. Dazu gab es Reis und ein Gebäck namens Lappet aus Soja. Da wir genau zur Mittagszeit da waren, kamen viele Schüler in ihrer Schuluniform vorbei um ein Mittagessen zu bekommen. Als es wieder ruhiger wurde, redeten wir noch ein bisschen mit Salvis Cousine, die übrigens gutes Englisch spricht. Die jüngeren Menschen in Samosir können ausnahmslos alle Englisch und auch viele der älteren Generationen sprechen mindestens ein paar Worte Englisch. Meistens werden aber ein paar Worte Batak reingemischt, da sich alle gewöhnt sind mit Salvi Batak zu sprechen. Er war als kleiner Junge für längere Zeit in Indonesien und konnte damals Batak sprechen. Da er es Zuhause aber nie gebraucht hat, hat er im Verlauf der Zeit ziemlich viel vergessen. Am Nachmittag verabschiedeten wir uns irgendwann und versprachen bald wieder zu kommen. Wir nutzen unseren Roller um ein bisschen die Umgebung zu erkunden. Wir fuhren der Hauptstrasse, die rund um die Insel führt, entlang, bis es irgendwann leicht zu regnen begann. Da wir nicht sicher waren, wie der Regen auf Sumatra ist (hört es gleich wieder auf oder wir es noch schlimmer?) und entschieden wir uns zurück zu fahren. Als wir zurück im Dorf waren, war der Regen natürlich schon wieder vorbei…
Am nächsten Tag erkundeten wir die Halbinsel Tuk Tuk. Als wir dort endlich einen Bancomaten fanden, der uns Geld gab, machten wir sogar ein Freudentänzchen. Denn alle auf der Karte markierten ATMs hatten mit unseren Karten bisher nicht funktioniert und wir hatten schon Angst mit der Fähre nach Parapat fahren zu müssen um an Bargeld zu kommen. Auf dem Markt kauften wir frische Früchte. Ich ass zum ersten Mal Salak (Schlangenfrucht) und es war echt lecker. Wir hatten 1,5 Kilo gekauft und assen alles am gleichen Tag auf.
Am Freitag fuhren wir Richtung Norden zu einem kleinen Museum, wo man traditionelle Batak-Häuser ansehen kann. Der Baustil ist sehr besonders und die Häuser sind schön anzuschauen. Die Häuser sind auf Pfähle gebaut, sodass das Erdgeschoss draussen ist. Dort wird nachts das Vieh eingesperrt. Die Kühe, Ziegen oder Hühner wärmen mit ihrer Körperwärme den Raum oben dran, wo die Familie schläft. Die Haustüren sind sehr klein und man muss in das Haus, das nur aus einem Zimmer besteht, sozusagen reinkriechen. Leider verpassten wir die Batak-Tanzaufführung in den traditionellen Kleidern, weil wir zu spät losgefahren waren… Wir kamen mit dem Mann vom Museum ins Gespräch und er zeigte uns das eine Haus von innen, wo die Kleider der Tänzer und Tänzerinnen aufgehängt waren. Er meinte sogar, wir können die Kleider anprobieren, aber das liessen wir dann doch sein. Auf dem Rückweg machten wir Halt bei einem Aussichtspunkt um ein paar Fotos zu machen. Nach fünf Minuten waren wir von Schulkindern umringt, die auf dem Heimweg waren. Die Mädchen kicherten viel und redeten mit uns in Englisch. Auf unsere Fragen reagierten sie aber eher schüchtern. Als ein Bus vorbeifuhr, rannten alle los um rein- oder drauf zu klettern, damit sie nicht laufen mussten.
Als wir zurück in Ambarita waren, gingen wir in der Garage vorbei und assen wieder Mie Gomak. Beim zweiten Mal schmeckte mir die Suppe mit den Batak-Spaghetti viel besser, da ich den Geschmack schon kannte und wusste was mich erwartete. Beim Essen erfuhren wir von irgendwem, dass Tulang und Natulang (Onkel und Tante) von Salvi in unserem Hotel sind. Wir assen schnell fertig und fuhren zurück. Die beiden sassen mit Inangtua vor ihrem Haus. Wir gingen zu ihnen und sie redeten vor allem mit Salvi. Ihm war in der Zwischenzeit wieder etwas Batak eingefallen und verstand viel mehr als am ersten Tag, aber immer noch nicht alles. Da Tulang und Natulang kein Englisch konnten verstand ich gar nichts und sass einfach daneben und «schaute» dem Gespräch zu. Wenn ich etwas gefragt wurde, übersetzte Salvi für mich oder antwortete für mich. Wenn ich merkte, dass über mich geredete wurde oder ich etwas gefragt wurde, schaute ich Salvi immer frage an. Irgendwann fragte er mich: «Verstehst du überhaupt gar nichts?», «Ähm nein, woher auch?». Er hatte irgendwie das Gefühl, weil er wieder etwas verstand, dass ich mir gleich geht, was natürlich nicht der Fall war :D. Wir versprachen Tulang und Natulang sie in den nächsten Tagen mal zuhause zu besuchen.
Immer samstags ist Markt in Tomok. Wir liessen uns das trotz Regen nicht nehmen und schlenderten durch die Hauptstrasse rund um den Hafen. Fische schwammen in Töpfen, Hühner lagen mit zusammengebundenen Beinen am Boden und überall liefen wilde Hunde herum. Es gab aber auch angenehmere Ecken zu entdecken, beispielsweise Stände mit frischen Früchten oder anderen Lebensmittel, die vor dem Kauf nicht noch schnell geschlachtet werden mussten. Jedes Mal, wenn wir an einem Stand etwas kauften, waren die Verkäufer total irritiert, als Salvi plötzlich auf Batak antwortete. Die erste Frage war ausserdem immer, zu welcher Familie er gehört. Jedes Mal hörte man von irgendwo her jemanden rufen, dass er oder sie auch ein/e Siallagan sei. Oft wird gleich die Hand geschüttelt. Man merkt wirklich jeden Tag, wie wichtig die Familie ist und dass nicht nur die Verwandten ersten Grades dazugehören, sondern auch Leute, die man noch nie gesehen hat.
Am Nachmittag kam Salvis Cousin Timbul zu Besuch. Timbul ist etwa fünfzehn Jahre älter als wir und Dozent an einer Uni in einem Ort, zwei Stunden von Tuk Tuk entfernt. Da Timbul in Europa studiert hatte und dementsprechend gutes Englisch spricht, war es einfach, sich mit ihm zu unterhalten. Nachdem wir uns mit ihm ausgetauscht hatten, fuhren wir zu seinen Eltern – Salvis Tulang und Natulang (Onkel und Tante). Timbul hatte ein richtiges Motorrad und wir kamen zu zweit auf unserem Roller fast nicht hinterher. Die beiden wohnten am Ende einer Strasse in einem überraschend grossen Haus. Uns wurde kurz das Haus gezeigt und es war wirklich sehr gross. Es hatte einen länglichen Raum mit drei Sofas, daneben waren drei kleine Schlafzimmer. Weiter hinten war das Wohnzimmer mit einem Fernseher und einem Regal. Ansonsten war der ganze Raum leer. Ganz hinten lagen die Küche, das Badezimmer und ein kleiner Abstellraum. Das Haus wirkte eher kahl, hatte nur die nötigsten Möbel und man sitzt viel am Boden, weshalb man keine Stühle oder Tische braucht. An den Wänden hingen Bilder von den Schulabschlüssen der drei Söhne und ein Hochzeitsfoto.
Wir sassen draussen auf der Terrasse und bekamen Durian aus dem eigenen Garten angeboten. Durian ist etwa so gross wie eine Wassermelone, gelb, hat Stacheln und stinkt bestialisch. Ich probierte diese Frucht zum ersten Mal. ich hatte sie zwar überall in Südostasien schon oft gerochen, aber gegessen hatte ich sie noch nie. Das werde ich so schnell auch nicht wieder, denn ich mochte den Geschmack überhaupt nicht. Ich gab mir zwar Mühe und probierte etwa drei Mal davon, aber ich konnte weder mit der Konsistenz noch mit dem Geschmack was anfangen… Salvi hatte zum ersten Mal seit zehn Jahren wieder Durian und liebte es. Sie assen zu dritt fast die ganze Frucht. Mit Timbuls Hilfe konnten wir uns ausserdem viel besser mit Tulang und Natulang unterhalten. Das sind übrigens nicht ihre Namen, sondern die Bezeichnungen «Onkel» und «Tante» auf Batak. Man wird dort selten mit dem Namen angesprochen, sondern viel öfter mit dem «Verwandtschaftsgrad». Als es dunkel wurde, verabredeten wir uns zum Mittagessen am nächsten Tag und verabschiedeten uns von Timbul, der wieder zurück nach Hause musste.
Als wir am nächsten Tag zur verabredeten Zeit wieder da waren, stand das Mittagessen schon am Boden. In Indonesien isst man, im Schneidersitz sitzend, am Boden. Wir sassen auf einer grossen Matte und assen Reis mit Chicken, Gurken, und ganzen Fischchen namens Ikan Teri. Die Fische sind ein bis zwei cm gross und man ist den ganzen Fisch inkl. Haut, Kopf und Skelett. Ich stehe generell nicht besonders auf Fisch und die Ikan Teri haben schon ziemlich «gefischelt», weshalb ich nur ganz wenig probiert habe und den Rest dann Salvi gegeben habe… Besteck gibt es übrigens auch nicht, man ist mit der rechten Hand – und nur mit der Rechten! Die Linke ist fürs Klo und gilt daher als unhygienisch. Ich schreibe zwar mit links, mache aber viele Sachen beidhändig, von daher war es nicht so schwer mit rechts zu essen, auch wenn es Reis war. Das schwierigste für mich war es, nur mit einer Hand zu essen. Ein Hühnchen Schenkel nehme ich normalerweise in beide Hände und knabbere dann das Fleisch ab. Ich setzte mich fast auf meine linke Hand damit ich nicht ausversehen damit ass, auch wenn es mir niemand übelgenommen hätte. Denn auch wenn Tulang und Natulang schon älter sind, wissen sie wie Europäer ticken, dass wir Besteck und Klopapier benutzen und sind sich bewusst, dass es zwei verschiedene Kulturen sind. Die anderen rissen irgendwie mit nur einer Hand das Fleisch vom Knochen und assen dann die Stückchen. Bei mir hat das nicht geklappt und mir ist es immer noch ein Rätsel, wie sie gleichzeitigen den Knochen festhalten und Stückchen abreissen konnten... Zum Dessert gab es nochmal Durian, ich bekam Jeruk (Mandarinen).
Nach dem Essen meinte Natulang, das wir uns doch kurz hinlegen sollen, wir bekamen je ein Kissen und legten uns auf die Matte um ein bisschen zu schlafen. Tulang und Natulang gingen mit einem Freund, der mit uns gegessen hatte, nach draussen und unterhielten sich mit ihm. Wir lagen drinnen im Wohnzimmer am Boden und fühlten uns im ersten Moment etwas unwohl… Ich fragte Salvi noch ein paar Sachen über seine Familie und die Kultur der Bataks und irgendwann schliefen wir dann ein. Mir war irgendwann so kalt, dass ich davon aufwachte. Die Fenster waren offen und es zog durch das Zimmer und wir hatten keine Decke bekommen, was mich überraschenderweise mehr störte, als auf dem Boden zu schlafen. Irgendwann schlief ich wieder ein und nach zwei Stunden wurden wir von Natulang geweckt
Eigentlich wollte Salvi «Tuak» probieren. Das ist ein Schnaps, der direkt von den Palmen gezapft wird und milchig aussieht. Tuak ist nicht haltbar und muss sofort getrunken werden, da er nach dem Gären nicht mehr so lecker ist. Der Schnaps hat nur vier bis sechs Volumenprozent, je nach Palme und wie schnell man ihn trinkt. Leider gab es aber an diesem Abend kein Tuak und wir mussten das Probieren verschieben. Stattdessen assen wir Lappet, das ist eine süsse mit Palmzucker gefüllte Spezialität. Die Zeit verging schnell und schon bald wurde es dunkel. Deshalb mussten wir uns schon wieder von Tulang und Natulang verabschiedeten und fuhren mit dem Scooter im Dunkeln zurück zu unserem Hotel.
Nach einem ruhigen Tag am Montag stand uns am Dienstag leider schon unser letzter ganzer Tag in Tuk Tuk bevor. Wir gingen ein letztes Mal in die Garage um Mie Gomak zu essen und Tee zu trinken. Nach dem Essen mussten wir uns von all den lieben Leuten in Ambarita verabschieden, denn am nächsten Tag würden wir Tuk Tuk früh morgens verlassen. Salvi versprach allen möglichst bald wieder zu kommen und nicht wieder zehn Jahre zu warten mit dem nächsten Besuch. Sie wünschten uns weiterhin eine gute Reise und wir bedankten uns für die Gastfreundschaft. Ein paar wollten uns Geschenke für die Schweiz mitgeben, aber wir mussten mehrmals erklären, dass wir in unseren Backpacks und noch mehr als einem Monat Reise vor uns, einfach keinen Platz hatten. Trotzdem packten wir Nelkenzigaretten und Tee ein.
Auf dem Rückweg wollten wir beim Bancomat vorbei damit wir genug Bargeld hatten um das Hotel zu zahlen und mussten feststellen, dass wir die Debitkarte nicht dabeihatten… Ich fuhr dann später nochmal alleine und mit der Karte hin, aber wie es scheint, hatten wir mit dem Geldabheben in Tuk Tuk nicht so Glück…
Unseren letzten Abend verbrachten wir mit Robin, der mit seiner Frau aus Tuk Tuk in Deutschland wohnt. Per Zufall war er am Abend vorher angereist und auch für einen kurzen Besuch da. Er nahm uns mit zum Tuak trinken. Robin spricht fliessend Batak und wir profitierten vom Einheimischen-Bonus. Er hatte eine Motocross-Maschine und wir hatten wieder Mühe mit unserem Scooter hinterher zu kommen. Besonders, als die Teerstrasse zu einer Schotterpiste mit grossen Steinen wurde. Es ging auch noch bergauf und wir mussten mit unserem Scooter immer genau schauen, wo wir durchfuhren, damit wir mit dem Unterboden unseres tiefergelegten Scooters nicht hängen blieben. Beim letzten Haus an der Strasse, ziemlich im Wald hielten wir an. Wir setzten uns in das Haus, da es regnete und bekamen einen ganzen Krug Tuak. Die Wassergläser die wir bekamen, wurden bis oben gefüllt. Tuak trinkt man eher wie Wein, man kann also mehrere solcher Gläser trinken bevor man betrunken ist. Den Geschmack der milchigen Flüssigkeit kann ich schwer beschreiben aber es schmeckte ganz gut und sogar ein bisschen süsslich. Nachdem wir den Krug gelehrt hatten und gerade einmal 70 Rappen dafür gezahlt hatten, meinte Robin, dass wir noch an einen anderen Ort fahren, da der Tuak dort besser sei. Die nächste «Bar» war direkt an der Hauptstrasse und es sassen etwa zehn Männer an den Tischen und tranken Tuak. Ich war die einzige Frau, die mit ihnen dort sass und Tuak trank. Die einzigen anderen Frauen waren die, die dort arbeiteten. Wir unterhielten uns super mit Robin, der sich zwischendurch auch kurz mit den anderen Männern dort unterhielt. Nach einem weiteren Krug fanden Salvi und ich, dass es nun Zeit ist für uns zu gehen, den Salvi hatte schon einen kleinen Schwipps 😉. Während der Fahrt nach Hause texte er mich komplett zu und erzählte mir irgendwelchen Quatsch, während ich mich versuchte auf die dunkle Strasse zu konzentrieren. Der Weg war zum Glück nicht so weit und wir kamen heil an.
Am nächsten Morgen assen wir unser letztes Frühstück und wurden danach herzlich verabschiedet. Die Besitzer und Robin warteten mit uns auf das Boot mit dem wir zurück nach Parapat fuhren und winkten uns nach. Wir waren die ersten auf dem Boot und hatten es ganz für uns. Es war ein wunderschöner Morgen und wir konnten die Schifffahrt geniessen, auch wenn uns beiden der Abschied schwergefallen war. In Parapat stiegen wir ins Taxi um, das uns vier oder fünf Stunden lang zum Flughafen fuhr. Wir sassen zu acht (inkl. Fahrer) in dem Auto und mit der Zeit wurde es dann schon irgendwann unbequem… Wir waren froh, als wir endlich in Medan am Flughafen ankamen. Wir gaben unser Gepäck auf und warteten auf unseren Flug nach Kuala Lumpur.
Liebe Grüsse
Sabine
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